Jugendlichen helfen, ihren eigenen Weg im Leben zu finden
Quelle: privat
Richard Betz ist Zimmerer sowie Diplom-Ingenieur der Architektur aus Liebenau in Nordhessen und ist Inhaber eines eigenen Betriebs. Seit dem Jahr 2016 führt er gemeinsam mit unserem Landesinnungsverband Theatertouren an Schulen in ganz Bayern durch. Bei den selbst erstellten Stücken spricht er vor Jugendlichen über seine Erfahrungen und wie auch sie ihren eigenen Weg im Leben finden können.
Wie entstand die Idee zu der Theatertour?
Es begann 2012 bei meinem Stück „Hans im Glück oder der Traum vom Fliegen“. Es handelte von einem jungen Gesellen, der über seinen Traum von der Walz mit seinem Meister spricht und sich fragt, was für ihn der Sinn des Lebens ist. Ich wollte diese emotionale und wichtige Botschaft zu Jugendlichen bringen. Deshalb bin ich einen Monat lang quer durch ganz Hessen von Bensheim bis nach Hofgeismar gewandert und habe das Stück täglich aufgeführt. Theater wirkt stärker als Vorträge, weil es Gefühle anspricht. Der Trick ist, danach die Informationen nachzuschieben.
Was motiviert Sie seitdem, die Tour aufzuführen?
Ich durfte bereits 40 Jugendliche ausbilden, nach der Ausbildung waren sie ganz andere Menschen. Aber nicht jeder ist für eine Ausbildung im Handwerk gemacht. Doch bei jeder Aufführung sehe ich mindestens ein paar Schülerinnen und Schüler, für die der Beruf des Zimmerers perfekt passt. Nach dem Stück kommen viele auf mich zu, stellen Fragen oder interessieren sich schon für Praktika. Manchmal erzählen sie auch einfach von sich.
Möchten Sie den Beruf des Zimmerers bewerben oder vor allem Jugendlichen helfen?
Ich möchte sie unterstützen. Die Jugendliche wissen nur wenig über das Handwerk. Es gibt einen ganzen Wirtschaftszweig, den sie nicht auf dem Schirm haben. Im Kindergarten arbeiten noch fast alle gerne mit ihren Händen und wollen handwerkliche Berufe erlernen, doch im Laufe der Schulzeit ändert sich das leider bei vielen. Doch sie stellen gerade wieder fest, „das Handwerk ist cool!“. Auch der Beruf des Zimmerers ist oft sehr unbekannt. In Nürnberg wusste von 250 Zuschauern nur eine Person, was ein Zimmerer macht. Oft wird er mit Schreinern verwechselt oder man denkt, er richtet Zimmer her wie im Hotel. Wer den Beruf versteht, entwickelt Respekt und erkennt die Möglichkeiten, die er bietet.
Was spricht nach ihren persönlichen Erfahrungen Jugendliche besonders an?
Früher wollten die Schülerinnen und Schüler vor allem viel Geld und möglichst wenig Arbeit. Auch heute ist ihnen Geld noch wichtig, doch noch mehr ein gutes Arbeitsklima und die Freude am Beruf. Doch die entdeckt man nur durchs Ausprobieren. Man muss Jugendliche nicht belehren, sondern ihnen helfen, ihren eigenen Weg zu finden und Dinge selbst auszuprobieren. Oft erkennen sie so den einfachsten und besten Weg für sich.
Was können die Zimmerer, Betriebe und Innungen tun, um den Jugendlichen Hilfe und Orientierung zu geben?
Betriebe und Innungen müssen an die Schulen, durch Kontaktpflege und Beteiligung an Projekten. Wenn Zimmerer oder Auszubildende auf der Bühne von ihrer Arbeit berichten, motiviert das Jugendliche nachhaltig. Unsere Tradition, unser Stolz und die persönlichen Einblicke wirken stärker als jede Werbung. Wir als Handwerk machen schon viel, doch es muss an die Jugendlichen nachhaltig durchdringen. Wir müssen diese Chance ergreifen!